Schwerpunktthema in der heutigen Sportausschuss-Sitzung war eine erneute Teilnahme Hamburgs am bundesweiten Prozess einer möglichen deutschen Bewerbung um olympische und paralympische Spiele. Als Auskunftsperson stand Stephan Brause vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) zur Verfügung, dortiger Stabstellenleiter für die Olympiabewerbung.
Zunächst wies er darauf hin, dass der DOSB dieses Mal einen ganz neuen Weg der Bewerbung geht – und zwar erst einmal die Bevölkerung nach dem „Warum“ zu fragen, und sich dann erst mit dem „Wo“ und „Wann“ zu beschäftigen.
Dieser neue strategische Ansatz setzt also auf Aufklärung, Transparenz, Information und Partizipation in möglichst allen Bereichen der Gesellschaft. In etlichen Formaten, mit digitalen Fachtalks, fünf Präsenz-Dialogforen in Leipzig, Hamburg, München, Berlin und Düsseldorf sowie einem konstanten Diskurs auf den Social-Media-Kanälen und der Website wurden Erwartungen, Meinungen, Anregungen und auch kritische Anmerkungen aus der Bevölkerung verarbeitet und in der sogenannten „Frankfurter Erklärung“ zusammengefasst.
Der DOSB sei nun also überzeugt, dass Olympische und Paralympische Spiele, partizipativ geplant und zukunftsorientiert gedacht, einen Mehrwert für das ganze Land haben können. Jetzt geht es also um die Konkretisierung der Bewerbungsortes und -jahres, das Konzept solle im Sommer diesen Jahres stehen, so Stephan Brause.
Nach seinen Ausführungen wurde im Ausschuss intensiv diskutiert. Dabei gab es die skeptische Nachfragen der Linken, die besonders Gebaren und kommerzielles Interesse des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) argwöhnisch betrachten.
Auf der anderen Seite aber gab es bei allen anderen Fraktionen Befürworter, die viele Vorteile sehen, die im Grunde schon im Konzept der letzten Olympia-Bewerbung standen, und zwar nicht nur für den Sport allgemein, sondern auch für dies gesamte Stadt – und nicht zuletzt für den Tourismus.
Zum Argument, Olympische Spiele würden dem Breitensport nichts bringen, sei an dieser Stelle nur kurz noch einmal erwähnt, dass sich die Vertreterinnen und Vertreter des Hamburger Breitensports – die Vereine im Hamburger Sportbund – im November mit 97% dafür ausgesprochen haben, dass Hamburg im Bewerbungs-Prozesses dabei bleibt.
Zudem wurde natürlich auch darüber diskutiert, welche Städte bei einer Bewerbung Konkurrent sein könnten, international und national – bzw. natürlich auch, wer ein Partner in Deutschland sein könnte, denn Olympische Spiele müssen ja nicht komplett an einem Ort stattfinden.
Und letztlich muss natürlich auch über das Jahr der Bewerbung nachgedacht werden – im Gespräch sind ja 2036 oder 2040. Aber 2036 weckt durchaus dunkle Erinnerungen, denn genau 100 Jahre davor haben Adolf Hitler und die Nationalsozialisten die Olympischen Spiele in Berlin ausgerichtet und sich in perfider Art und Weise der Weltöffentlichkeit als Gastgeber präsentiert, während sie schon längst politische Gegner in KZs wegsperrten und ein Jahr zuvor durch die Nürnberger Rassengesetze jüdischen Menschen die politischen Rechte entzogen hatten.
Unumgänglich sind in diesem Zusammenhang Gespräche mit dem Zentralrat der Juden in Deutschland, die, so Stephan Brause, seitens des DOSB auch intensiv geführt werden.
Hier die Web-Seite des DOSB zur Olympia Bewerbung: