Gedenken an das Ende des 2. Weltkriegs und an die Opfer der NS-Diktatur

Vor der Sitzung der heutigen Bürgerschaftssitzung hatten zunächst Vertreterinnen und Vertreter meiner Partei sowie der Grünen, CDU und Linken die goldenen Stolpersteine in Andenken an die Opfer des Nationalsozialismus auf dem Hamburger Rathaushausmarkt gereinigt – ein wichtige Mahnung an die Verbrechen und Gräueltaten gegen die Menschlichkeit und eine Erinnerung an die Opfer des Holocaust, auch an die damals verfolgten, verhafteten, gefolterten und ermordeten Abgeordneten der Bürgerschaft.

Und ihr Schicksal ist zudem eine Mahnung an unsere derzeitige Gesellschaft, wachsam zu bleiben und unsere demokratischen Werte entschlossen zu verteidigen.

Danach gab es im Plenarsaal eine offizielle Feierstunde in Gedenken an das Ende des 2. Weltkriegs, in Hamburg am 3. Mai 1945 und in ganz Deutschland fünf Tage später, am 8. Mai, also genau vor 80 Jahren.

Schon am 3. Mai fand die offizielle Gedenkveranstaltung zur Befreiung des damaligen Konzentrationslagers Neuengamme vor 80 Jahren durch britische Soldaten statt. Unser Erster Bürgermeister Peter Tschentscher und unsere Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit sowie auch die KZ-Überlebende Helga Melmed erinnerten in ihren Reden an die Opfer – und ebenso der zu dem Zeitpunkt noch amtierende Bundeskanzler Olaf Scholz.

In der Gedenkstunde heute in der Bürgerschaft nahm dann zunächst auch Carola Veit in ihrer Rede diesen Faden auf und schlug einen Bogen von der NS-Zeit in die Gegenwart.

Dabei zitierte sie die vor wenigen Wochen verstorbene Journalistin und Autorin Peggy Parnass, die noch im vergangenen Jahr Ehrengast der Gedenkveranstaltung von Bürgerschaft und Senat zum 8. Mai war: „Erinnerungskultur ist wichtig für politische Stabilität, im Jahr 2025 wissen immer weniger junge Menschen, was der Holocaust ist“, gleichzeitig nehme Antisemitismus zu und  KZ-Gedenkstätten würden bedroht.

Und weiter: „Rechtspopulisten verdrehen historische Tatsachen und betreiben eine gefährliche Täter-Opfer-Umkehr.“ Auch für die Bürgerschaft gelte, dass Parteien, die von ihrer Ideologie mit der NSDAP zu vergleichen sind, keinen Platz im Parlament hätten, so Carola Veit.

Zu Peggy Parnass: Sie hatte als Kind den Holocaust überlebt, weil sie rechtzeitig nach Schweden und später nach England entkommen konnte, ihre Eltern wurden aufgrund ihrer jüdischen Herkunft im Vernichtungslager Treblinka ermordet.

Peggy Parnass  – ihren Spitznamen „Panther“ verdankte sie Udo Lindenberg – war eine engagierte Antifaschistin, die sich stets kompromisslos für die Schwachen und gegen jede Form von Ungerechtigkeit einsetzte.

©Hamburgische Bürgerschaft/Michael Zapf

Das alles griff dann die Schriftstellerin und Aktivistin gegen Faschismus, Nora Bossong, als Gastrednerin auf. Die 42-Jährige studierte Kultur- und Literaturwissenschaftlerin wurde in der Vergangenheit für ihre Werke mehrfach ausgezeichnet.

©Hamburgische Bürgerschaft/Michael Zapf

Die gebürtige Bremerin (ihr 2020 verstorbener Vater Dr. Horst Bossong arbeitete u. a. in den 1990er Jahren für den Hamburger Senat, für den Bundesrat und für die Europäische Kommission) forderte in ihrer Rede, die Freiheit zu teilen. „Freiheit endet“, so Bossong, „wo die Freiheit des anderen sich den Vorteil nimmt. Die Unfreiheit der Bürger zur NS-Zeit ist nicht durch ihr eigenes Gewissen gestürzt worden, sie haben mitgemacht oder zumindest zugeschaut.“

Nach dem Krieg sei die Hoffnung auf eine bessere Zukunft erwacht: „Wir leben in dieser Zukunft und deshalb darf die Vergangenheit nicht in Vergessenheit geraten…“ – eine sehr kluge und eindrucksvolle Rede!

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