Heute wäre unsere Oma – Ruth Anna Schemmel – 100 Jahre alt geworden. Eine beeindruckende und liebevolle Frau, die mich sehr geprägt hat. Wie unser Opa – der die Konzentrationslager Sachsenhausen und Neuengamme überlebte – wusste sie genau, was Nazi-Herrschaft bedeutete. Sie hat sie am eigenen Leib in den Konzentrationslagern Ravensbrück und Neuengamme erlebt. Zuletzt befand sie sich im Frauenaußenlager Wandsbek. Von dort ging es am 2. Mai 1945 zu Fuß ins Lager Eidelstedt. Drei Tage später befreiten sie britische Soldaten.
Am 10. April 1921 im saarländischen Homburg geboren, wuchs sie in einem sozialdemokratischen Elternhaus auf. Die Nazi-Verfolgung führte sie mit unserem Opa zusammen. Nach Zusammenbruch der 12 Jahre Nazidiktatur wurde geheiratet. Ein Jahr später kam unser Vater zur Welt. Hamburg wurde ihre neue Heimat.
Gegen das Vergessen engagierten sie sich unter anderem in der Arbeitsgemeinschaft Neuengamme, der Amicale Internationale KZ Neuengamme und auch in der SPD.
Ihr ganzes Streben war darauf gerichtet, die Erinnerung wach zu halten und die Sinne dafür zu schärfen, nationalistischen, rassistischen und antisemitischen Strömungen überall entgegenzutreten.
Beide haben unter anderem dafür gesorgt, dass die KZ-Gedenkstätte Neuengamme ein Dokumentenhaus erhielt.
Vor allem aber war sie für uns natürlich eine großartige Oma, die mit viel Fürsorge und Liebe für meine Schwester und mich da war.