Dorothea Buck-Park und Geschwister Töllke-Platz auf dem Schnelsener Deckel

Die Namen für den Schnelsener-Deckel-Park stehen fest: Der Regionalausschuss hat beschlossen, dass die Grünanlage nach Dorothea Buck benannt wird und der neue Quartiersplatz an der Frohmestraße nach den Geschwistern Töllke.

Aus meiner Sicht absolut würdige Namensgebungen.

Die 1917 geborene Dorothea Buck erhielt während der NS-Zeit die Diagnose „Schizophrenie“, wurde zwangssterilisiert und hatte Glück, nicht Opfer der sogenannten „Euthanasie“ geworden zu sein. In dieser Zeit erlernte sie das Töpferhandwerk, machte nach dem Krieg eine Ausbildung als Holzbildhauerin und ging zur Kunsthochschule. Von 1969 bis 1982 war sie Lehrerin für Kunst und Werken an der Fachschule für Sozialpädagogik in Hamburg.

Schon in den frühen 1960er Jahren fing sie an, sich für die nach wie vor teils menschenunwürdigen Bedingungen in den deutschen Psychiatrieeinrichtungen einzusetzen. Sie verfasste auch ein Theaterstück über den hunderttausendfachen Mord an psychisch Kranken und Behinderten in der NS-Zeit, schrieb zahlreiche Aufsätze, hielt Vorträge, um aufzuklären und für eine humanere Psychiatrie in der Gegenwart zu werben.

1989 veranstaltete sie zusammen mit dem Psychologen Thomas Bock in der Psychiatrie des UKE die ersten Psychoseminare, in der Patienten, Angehörige und in der Psychiatrie Beschäftigte in einen gleichberechtigten Wissens-, Meinungs- und Erfahrungsaustausch über psychische Erkrankungen traten.

1992 gründete sie mit anderen Betroffenen den Bundesverband Psychiatrie-Erfahrener, deren Ehrenvorsitzende sie bis zu ihrem Tod war.

Dorothea Buck verbrachte die letzten Jahre im Schnelsener Albertinen-Haus und starb 102jährig am 9.Oktober 2019, die Trauerfeier fand in der Niendorfer Kirche am Markt statt.

Die beiden leider auch schon verstorbenen Schwestern Ilse und Erika Töllke sind in Schnelsen geboren worden und haben ihr Leben lang auch dort gewohnt. Aufgrund ihrer engen Beziehung und der Verbundenheit mit dem Stadtteil unterstützten sie von je her gemeinnützige Einrichtungen vor Ort.

Im Januar 2007 gründeten die Schwestern eine gleichnamige Stiftung als Treuhandstiftung, die auch nach ihrem Tod weiterarbeitete und als bislang größtes Projekt am Schleswiger Damm ein Generationengebäude, das „Töllke-Haus“, auf den Weg gebracht hat, auf dem Gelände, wo vorher die Einfamilienhäuser der beiden Stifterinnen aus Substanzgründen abgerissen werden mussten.

In dem Projekt wird es 17 Seniorenwohnungen und eine neue Kita mit etwa 50 Plätzen geben und alltägliche Begegnungen von Senioren und Kindern ermöglichen. Außerdem unterstützt die Stiftung die Arbeiterwohlfahrt im Rahmen des Projekts „Augen auf“, das sich gegen Vereinsamung im Alter richtet.

Darüber hinaus wird das Stadtteilarchiv Schnelsen einen festen Platz im „Töllke-Haus“ bekommen. So bleibt die Stadtteilgeschichte lebendig und wird für die kommenden Jahre gesichert.

Einen Monat lang konnten Schnelsener und Schnelsenerinnen ihre Lieblingsnamen für den neuen Park wie auch für den neuen Quartiersplatz beim Bezirksamt Eimsbüttel einreichen.

Die 189 Vorschläge mit insgesamt 43 Seiten Begründungen waren sehr kreativ, von „Gustav-Grimm-Park“ (Schnelsener Künstler) über „Schneckel“ (Schnelsen und Deckel) bis hin zum „Heidpark“ (in Anlehnung an den Hydepark in London) gab es viele originelle und auch skurrile Namensvorschläge.

Die Vorschläge wurde im Dezember im Regionalausschuss diskutiert, bei der ersten Sitzung im Januar fiel jetzt die Entscheidung.

Auf dem Deckel entsteht eine große, offene Park- und Picknickwiese mit Esplanade. Insgesamt etwa 150 Bäume sollen auf dem knapp 2,9 Hektar großen Gelände mit Park- und Kleingartenanlagen gepflanzt werden, und zwar Amber-, Rotahorn- und Kirschbäume.

Im westlichen Bereich des Parks entlang der Straße Jungborn wird an der Esplanade eine durchgehende Reihe Amberbäume gepflanzt, die im Herbst rot-leuchtenden Farben tragen. Ähnlich zeigen sich die Blätter der Rotahorne, die östlich im Bereich der Kleingärten am Vogt-Kock-Weg einen Platz finden.

Für den Quartiersplatz an der Frohmestraße sind Reihen-Anpflanzungen der Japanischen Maienkirsche und des Zierapfels vorgesehen. Als Gruppenpflanzungen können zudem weitere Bäume, darunter Magnolien und Eisenholzbäume, bewundert werden.

Für Verweilqualität sorgen insgesamt 38 Bänke in verschiedenen Ausführungen, teils als Bankkombinationen, die in einem Abstand von höchstens 200 Metern zu finden sind. Installiert werden sollen zudem Fahrradbügel.

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