Nun ist es offiziell: Hamburg bewirbt sich um die Ausrichtung Olympischer und Paralympischer Spiele.
Unser Erster Bürgermeister, Peter Tschentscher, hat gestern gemeinsam mit der Zweiten Bürgermeisterin, Katharina Fegebank, und dem schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten, Daniel Günther, die Unterlagen der Bewerbungskonzeption HAMBURG+ auf dem grünen Bunker am Heiligengeistfeld an die Vertreterinnen und Vertreter des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) übergeben.

Bevor ich auf das Konzept etwas genauer eingehe (siehe unten, inkl. Download-Link zum detaillierten Gesamtkonzept), zunächst einiges zum „Warum“ – aus Sicht des Sports.
Wir hatten in den letzten Jahren vor allem im Sportausschuss immer wieder die Gelegenheit, uns mit Sportlerinnen und Sportlern austauschen zu können, die Olympische oder Paralympische Spiele erlebt haben – das hat nicht nur mich, sondern auch viele Kolleginnen und Kollegen sehr beeindruckt.
Für die Athletinnen und Athleten sind die Spiele nicht nur der Höhepunkt in ihrer sportlichen Karriere, auf den sie viele Jahre hintrainieren und die nur alle vier Jahre stattfinden, sondern alle berichten von der großen internationalen Verbundenheit, von den Begegnungen oder dem olympischen Geist der Fairness, Freundschaft und Solidarität, den sie dort erlebt haben.
Die Spiele bieten Sportlerinnen und Sportlern, die sonst keine große mediale Präsenz haben, eine einmalige Bühne.
Und: Sie inspirieren junge Athletinnen und Athleten, sie erhöhen das allgemeine Interesse an der sportlichen Betätigung und – ganz wichtig – gibt es sicherlich kaum etwas auf der Welt, was die Aufmerksamkeit auf die Belange und Erfordernisse von behinderten Menschen so sehr fördert, wie die Paralympischen Spiele.
In einer Welt, die in vielen Bereichen immer weiter auseinanderdriftet, wären das allein schon ausreichende Begründungen dafür, dass es Ereignisse wie Olympische und Paralympische Spiele gibt.
Darüber hinaus sind und bleiben Olympische und Paralympische Spiele ein friedliches Fest, nicht nur des Sports sondern auch schlichtweg der Völkerverständigung – und sie müssen in freien, demokratischen und toleranten Ländern stattfinden.
Sportlerinnen, Sportler und Gäste aus aller Welt sorgen gemeinsam für ein vielfältiges und internationales Ereignis – sichtbar für die ganze Welt.
Gleichzeitig bieten sie eine große Chance, Hamburg als die weltoffene, moderne, sportlich aktive und lebenswerte Metropole zu präsentieren, die wir schon heute sind.
Die dafür notwendigen Investitionen in die Infrastruktur wären ein bedeutender Schub für die Stadtentwicklung – mit konkretem Nutzen für die gesamte Stadtgesellschaft, u. a. für den weiteren Ausbau des ÖPNV.
Schon im Konzept für unsere vorangegangene Bewerbung für die Spiele 2024 hatten wir ein detailliertes Konzept auch für die Schaffung von Wohnraum in der Zeit danach entwickelt, trotz des Scheiterns unserer Bewerbung sind wir u. a. daran gegangen, die Hafencity deutlich zu erweitern – und auch für die Areale auf der gegenüberliegenden Elbseite auf dem Grasbrook, auf dem einst das Olympiastadion entstehen sollte, gibt es längst konkrete Bebauungspläne, Wohnungen und Gewerbe sollen dort entstehen.
Insofern werden auch erweiterte Wohnungsbaupläne im Falle des positiven Ausgangs des Referendums durch die Hamburger Bevölkerung ein wichtiger Bestandteil des endgültigen Konzeptes sein – aus dem Olympischen Dorf soll nach den Spielen ein riesiger Wohnraum-Park für Studierende und Forschende entstehen.
Nebenbei sei erwähnt, dass wir in unserem neuen Regierungsprogramm für die jetzige Legislaturperiode unser Wohnungsbau-Programm erweitert haben, z. B. auch für die Vereinfachung von Bauanträgen und Planungsprozessen.
Spätestens die Olympischen und Paralympischen Spiele 2024 in Paris haben deutlich gemacht, dass nachhaltige, inklusive und erfolgreiche Spiele nicht nur sehr gut funktionieren sondern eine Stadt auch langfristig stärken können.
Olympia und die Paralympics haben einen gesellschaftlichen, gesundheitlichen und wirtschaftlichen Nutzen für die jeweilige Ausrichterstadt, für den Sport im Allgemeinen und für Olympia im Speziellen.
Die Spiele sorgen in den Ausrichtermetropolen der westlichen Hemisphäre nachweislich langfristig für Gewinne und Arbeitsplätze.
Die Nachnutzung sämtlicher Bauten ist gesichert – und nicht zuletzt werden auch die Sportvereine in unserer Stadt von dem Ausbau der Sportinfrastruktur erheblich profitieren.
Und dafür wollen wir eine breite Unterstützung in der Bevölkerung erreichen und werden somit vor der Entscheidung des DOSB für eine der vier deutschen Kandidaten-Städte ein Referendum auf den Weg bringen.
Natürlich ist die Finanzierung ein großes und wichtiges Thema, aber zum einen muss in jedem Politikbereich grundsätzlich immer auch investiert werden, um Ziele zu erreichen.
Zum anderen hat sich dieses Mal der Bund klar zu einer nationalen Olympia-Bewerbung bekannt und würde daher einen Großteil der Kosten tragen.
Da sich der DOSB erstmals nach den „Regeln“ der Agenda 2020+5 bewerben und auf kostspielige Neubauten verzichtet werden soll, dürften die Gesamtkosten deutlich niedriger sein als in der Vergangenheit. Da machten vor allem Bauprojekte einen Großteil der veranschlagten Kosten aus.
Hier der Zeitplan:
Derzeit prüft der DOSB die von Hamburg, München, Berlin und Rhein/Ruhr eingereichten Grobkonzepte im Hinblick auf die Mindestanforderungen.
Um im weiteren Prozess auch die Bevölkerung miteinzubeziehen, haben neben Hamburg auch München und mehrere Städte in Nordrhein-Westfalen, die sich für das Konzept der Rhein-Ruhr-Region bewerben, bereits angekündigt, bis Mitte 2026 die Bevölkerung zu beteiligen.
Der Senat wird in Hamburg ein Bürgerschaftsreferendum initiieren. Der Vorschlag wird der Bürgerschaft so rechtzeitig zugeleitet, dass das Referendum voraussichtlich im Mai 2026 durchgeführt werden kann.
Der DOSB will sich voraussichtlich im Herbst 2026 festlegen, welches Konzept für die Sommerspiele 2036, 2040 und 2044 beim IOC eingereicht werden soll.
Die Spiele zuvor finden 2028 in Los Angeles und 2032 in Brisbane statt.
Und hier zum Konzept – aus der offiziellen Pressemitteilung des Senats zur Bewerbung:
- Die Olympischen und Paralympischen Spiele sollen sich perfekt in die Stadt einfügen und Hamburg als grüne Metropole am Wasser erlebbar machen.
- Das Sportstättenkonzept setzt Schwerpunkt auf vorhandene und temporäre Wettkampfstätten und kurze, schnelle Wege für Athletinnen und Athleten sowie nationale und internationale Gäste. 82 Prozent der Sportstätten sind im Umkreis von sieben Kilometern.
- Mit der Science City Bahrenfeld als Olympisches Dorf schafft Hamburg eine starke Verbindung von Wissenschaft und Sport.
- Eine hochmodernen „Arena für alle“ soll entstehen, die während der Spiele als Leichtathletikstadion für bis zu 60.000 Menschen genutzt werden kann.
Die Hansestadt setzt dabei auf Spiele in Vielfalt, Demokratie und Frieden, um den Zusammenhalt in der Gesellschaft und weltweit zu stärken. Sportsenator Andy Grote dazu: „Wo andere in der Welt Mauern errichten und Gräben ziehen, wollen wir durch Sport Brücken bauen.“
Hamburg wird dafür u.a. ein Gastgeberprogramm für Athletinnen und Athleten auflegen, deren Wettkämpfe abgeschlossen sind und die das Olympische Dorf verlassen müssen. Diese sind eingeladen, die Spiele in Hamburg bis zur Schlussfeier weiterhin als Gäste in Hamburger Familien zu erleben. Athletinnen und Athleten können damit ihren Olympischen Erfahrungen noch eine weitere Facette hinzufügen: ein zweites Olympia-Erlebnis.
Gleichzeitig sollen auch Jugendliche aus aller Welt in den olympischen Jugendcamps die Chance bekommen, die Spiele in Begegnung und Austausch mit anderen jungen Menschen in Hamburg zu erleben.
Mit ihrer Bewerbung verbindet die Stadt den Anspruch, im Sinne der Aktive City Strategie Sport und Bewegung strukturell deutlich stärker im Bewusstsein und Alltag der Hamburgerinnen und Hamburger zu verankern und in die Lebensqualität in einer modernen Großstadt zu investieren.
Hamburg wird deshalb Maßnahmen der Breitensportförderung, der Verbesserung der Sportinfrastruktur, der Stärkung der Bewegungsförderung für Kinder im Dialog insbesondere mit den Sportvereinen ausbauen und weiterentwickeln. Eine Voraussetzung dafür, dass jedes Kind zukünftig in der Schule verlässlich fünf Stunden Sport in der Woche hat: Drei im Regelunterricht am Vormittag, zwei weitere im betreuten schulischen Ganztag. Ziel ist es, in den kommenden Jahren eine olympische Generation aktiver und sportbegeisterter junger Menschen aufwachsen zu sehen.
Alle Investitionen in den Sport sollen so einen nachhaltigen Mehrwert für die Hamburgerinnen und Hamburger entfalten. Durch den Ausbau der Barrierefreiheit in der Mobilität und im öffentlichen Raum sollen insbesondere die Paralympischen Spiele auch zu einem Treiber für eine noch inklusivere Gesellschaft werden.
Das Sportstättenkonzept der Bewerbung sieht vor, dass sich die Olympischen und Paralympischen Spiele dabei perfekt in die Stadt einfügen und Hamburg als grüne Stadt am Wasser erlebbar machen. Die Spiele werden sich demnach der Stadt und nicht die Stadt den Spielen anpassen. Bei mehr als 87 Prozent der im Konzept vorgesehenen Wettkampfstätten handelt es sich zudem um bereits bestehende, temporär ertüchtigte oder für den Bau ohnehin vorgesehene Anlagen.
Das eingereichte Konzept setzt insbesondere auf eine Integration und Verbindung der unterschiedlichen Wettkampfstätten in der vorhandenen Stadtgeografie und hebt Hamburgs Stärken als Open-Air-Arena mit seiner spektakulären Innenstadtkulisse, seinen Wasserlagen und Grünflächen hervor. Die Olympischen und Paralympischen Spiele in Hamburg sollen somit einen Festival-Charakter haben, der durch besonders kurze und schnelle Wege zwischen den Wettkampfstätten und der Innenstadt geprägt ist. In den zwei Olympic Parks City und Altona entsteht durch zahlreiche Begegnungsmöglichkeiten, Public Viewing, Bewegungs- und Kulturangebote ein attraktiver Erlebnis- und Begegnungsraum für alle.
Zentrales Element der Hamburger Bewerbung ist daher eine räumliche Konzentration der Sportstätten sowie des Olympischen Dorfes. So liegen 82 Prozent der Hamburger Sportstätten in einem Kreis mit einem Radius von gerade einmal sieben Kilometern. Der Großteil der 38 in Hamburg ausgetragenen Disziplinen verteilt sich dabei auf den Olympic Park City und den Olympic Park Altona mit dem Olympischen Dorf. Drei Disziplinen werden zudem in Kiel ausgetragen (Segeln, Handball, Rugby), drei weitere Stand-Alone Disziplinen an andere Standorte im Bundesgebiet vergeben.
Der Olympic Park City erstreckt sich im Herzen Hamburgs vom Millerntor-Stadion (Hockey) und einer temporär errichteten Arena auf dem Heiligengeistfeld (Beachvolleyball, BMX-Freestyle, Blindenfußball) bis zu den Messehallen/CCH (u.a. Badminton, Tischtennis, Ringen, Fechten, Rollstuhlfechten) und der Alster (u.a. Triathlon, Bogenschießen, Para Bogensport).
Der Olympic Park Altona erstreckt sich vom Volksparkstadion (Schwimmen, Wasserspringen), der Barclays Arena (Kunstturnen, Trampolin, Basketball) und einer neuen modernen Multifunktionsarena bis zum nur knapp einen Kilometer entfernten Olympischen Dorf auf dem Gelände der zukünftigen Science City Bahrenfeld. Erstmalig in der jüngeren Olympia-Historie werden damit rund 40 Prozent der Athletinnen und Athleten zu Fuß vom Olympischen Dorf in maximal 15 Minuten durch den Park zu den nahegelegenen Wettkampfstätten des Olympic Park Altona gelangen können, wo alle großen populären olympischen Sportarten an einem zentralen Standort ausgetragen werden.
Das moderne und zukunftsweisende Stadtquartier der Science City Bahrenfeld – eines von fünf deutschen Projekten bei der EXPO 2025 in Osaka – erfährt als Olympisches Dorf zusätzliche internationale Strahlkraft und wird nach dem Aufenthalt der internationalen Sportelite zum dauerhaften Quartier für die internationale Wissenschafts-Community. Ein Quartier, das für Verständigung und Austausch, für Innovation und die Suche nach Lösungen für die Herausforderungen der Zukunft steht.
Highlight des Olympic Park Altona wird eine neue hochmoderne und zukunftsfähige Multifunktionsarena, die während der Spiele als Leichtathletikstadion für bis zu 60.000 Zuschauerinnen und Zuschauer dienen soll. Diese soll über die Spiele hinaus langfristig und intensiv genutzt werden – von der Ankernutzung Profifußball, der Austragung von internationalen Sport- und Konzertveranstaltungen über Tagungen, Konferenzen oder wissenschaftliche Seminare im Kontext der Science City Bahrenfeld.
Hintergrund dieser Konzeption ist, dass das Volksparkstadion für eine langfristige Nutzung über die 2040er Jahre hinaus immer kostenintensiver und weitreichender instandgehalten und erneuert werden müsste. Die entsprechenden Maßnahmen kämen wirtschaftlich und technisch voraussichtlich einem Neubau gleich, weshalb der HSV bereits unabhängig mit Überlegungen für eine langfristige Stadionperspektive begonnen hat. Hier besteht insofern die Chance, diese Planungsüberlegungen für einen wirtschaftlich sinnvollen Stadionneubau im Zuge der Olympiaplanungen zu nutzen. Das Vorhaben soll vor diesem Hintergrund auch dann verfolgt werden, wenn Hamburg den Zuschlag zur Ausrichtung der Olympischen Spiele nicht bekommen sollte.
Ergänzt wird die sportfachliche Konzeption durch ein nachhaltiges Mobilitätskonzept, das auf moderne Mobilitätsangebote eines attraktiven und leistungsfähigen Hamburger Nahverkehrs setzt. Neben dem ohnehin bereits vorgesehenen Ausbau des S- und U-Bahn-Netzes (neue U-Bahnlinie 5 und neue S-Bahnlinie 4) und der Erneuerung und Kapazitätserweiterung des Hamburger Hauptbahnhofs in den 2030er Jahren sieht das Konzept eine weitere Stärkung des Radverkehrs sowie den Ausbau vernetzter und digitaler Mobilitätsangebote vor. Insbesondere autonom fahrende E-Shuttle, bei deren Entwicklung und Erprobung Hamburg heute bereits Vorreiter ist, könnten zu den Spielen eine wichtige Ergänzung des Mobilitätskonzepts darstellen. Das Konzept sieht vor, dass 96 Prozent der Sportstätten in Hamburg bei Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel in weniger als 15 Minuten Gehwegzeit erreicht werden können.
Dazu unser Erster Bürgermeister Peter Tschentscher:
„Der Senat unterstützt die Bewerbung des DOSB um die Ausrichtung Olympischer und Paralympischer Sommerspiele in Deutschland. Hamburg ist eine sportbegeisterte Active City und bietet – gemeinsam mit unserem Nachbarland Schleswig-Holstein – beste Bedingungen für die Durchführung moderner und nachhaltiger Olympischer Spiele. Die Hansestadt gilt als Deutschlands Tor zur Welt und hat sich als Austragungsort für internationale Sportveranstaltungen bewährt. Wir werden über die Durchführung der Olympischen Spiele in Hamburg ein Referendum durchführen und ich bin sicher, dass unsere Stadt damit ein großartiges Zeichen der Vielfalt und Weltoffenheit, für Frieden, Demokratie und Freiheit setzen kann.“
Das komplette Konzept unserer Bewerbung mit allen Einzelheiten sowie weiteren Links zu verschiedenen Themenbereichen sowie vielen Schautafeln und Übersichtskarten gibt es hier: