„Mein Vater, der HSV und die Nazis – Fußball unter Faschisten“ – Sehenswerte Doku im NDR

Monatelang war das NDR-Fernsehen, die Autorinnen Katrin Hafemann und Marie Teresa Lasserre, auf Spurensuche, um über eine kaum bekannte Geschichte zu berichten.

Die sehenswerte Dokumentation mit dem Titel „Mein Vater, der HSV und die Nazis – Fußball unter Faschisten“ wird im Rahmen der Reihe „Sportclub Story“ erstmalig am Sonntag, 26. Januar um 23.35 Uhr im NDR Fernsehen ausgestrahlt, aber ist jetzt schon in der ARD-Mediathek abrufbar.

Die Geschichte beginnt damit, dass der Schwede Torkel Wächter nach dem Tod seines Vaters in einem Karton Unterlagen aus Nazi-Deutschland findet. Darin geht es um einen Walter, der beim HSV Fußball gespielt hat und später ins KZ kam. Es geht um die wahre Identität seines Vaters, die Torkel Wächter erst nach jahrelanger Recherche zusammensetzen kann.

Die Spur des Vaters führt ihn nach Hamburg zum HSV. Hier hat sein Vater in den 1920er Jahren Fußball gespielt. In einer Zeit, in der Fußball zum Massenmagnet wird. Die Superstars damals sind Otto “Tull” Harder und der Norweger Asbjørn Halvorsen. Fast zehn Jahre machen sie den Hamburger Sportverein zu einem der erfolgreichsten Clubs Deutschlands, gewinnen zweimal die Meisterschaft. In dieser Zeit sind sie eng befreundet. Später, im Zweiten Weltkrieg, kommen beide ins KZ Neuengamme. Der eine als SS-Aufseher, der andere als Häftling.

Dort findet während des Krieges etwas statt, das kaum vorstellbar ist: Einige Häftlinge spielen ab 1942 sonntags auf Anordnung Himmlers auf dem Appellplatz Fußball. Unter ihnen Nationalspieler aus ganz Europa, ein Schiedsrichter mit Länderspielerfahrung und Spieler aus den Vereinen der Hansestadt.

Unser Opa, Herbert Schemmel, kommt als ehemaliger Neuengammer Häftling in einer älteren Videoaufnahme hier noch einmal zu Wort und ich darf als Enkel ein paar Ausführungen dazu machen, wie sehr es ihn und viele KZ-Überlebende geschmerzt hat, wie der SS-Mann, Kriegsverbrecher und frühere Nationalspieler Otto „Tull“ Harder nach dem Krieg von Verein und Öffentlichkeit wieder mit offenen Armen empfangen wurde.

Jahrzehnte dauerte es häufig, bis sich deutsche Fußballvereine mit den dunkelsten Kapitel ihrer Vereinsgeschichte befassten. Vertreter des HSV geben in der Dokumentation aktuelle Einblicke, wie die Vergangenheit des Vereins aufgearbeitet wurde und aktive Erinnerungsarbeit geleistet wird.

Und zum Abschluss geht es zum FC Alsterbrüder, dem Verein, der seinen Platz in Eimsbüttel 2018 nach dem jüdischen Arbeitersportler Walter Wächter benannt hat.

Vielen Dank an alle Mitwirkenden und vor allem an die NDR-Autorinnen Katrin Hafemann & Marie Lasserre, die diese Geschichte so eindrücklich filmisch umgesetzt haben.

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