Nächstenliebe im Milieu – Besuch der Teestube Sarah

Am (bisher) heißesten Tag des Jahres ging es heute für mich und eine kleine Runde interessierter SPD-Mitglieder aus Niendorf und Eimsbüttel an einen der „heißesten Orte“ der Stadt: den Hans-Albers-Platz mitten auf dem Kiez. Hier findet sich – zwischen Bars versteckt – die kleine Wohnung, in der die Teestube Sarah zu Hause ist. Seit über 35 Jahren unterstützt der Verein auf St. Pauli und in der Süderstraße in Borgfelde ehrenamtlich Prostituierte in den Stadtteilen.

Bereits im April hatten wir uns in Niendorf bei einer SPD-Mitgliederversammlung über die Arbeit und den Verein berichten lassen, in dem Zusammenhang viel über die Entwicklungen im „ältesten Gewerbe der Welt“ erfahren und auch die politischen Dimensionen des Prostitutions-Themas diskutiert.

Der Abend im April hatte viele Eindrücke und auch weitere Fragen hinterlassen, so dass wir das Angebot, uns einmal vor Ort mit Ehrenamtlichen über ihre Erfahrungen auszutauschen, gerne angenommen hatten.

Und auch aus diesem Treffen konnten wir wieder viel mitnehmen und haben „querbeet“ die unterschiedlichsten Fragen diskutiert: So über die Entstehung der Teestube, die Organisation der ehrenamtlichen Arbeit und die Frage, wie man Zugang zu den Frauen findet. Natürlich interessierte uns auch sehr, unter welchen Bedingungen die Frauen arbeiten, woher die Frauen kommen, wie sie im Milieu landen und welche Perspektiven es für die Frauen gibt. Intensiv erörtert wurde auch die Frage, welche gesellschaftlichen und politischen Handlungsbedarfe es aus Sicht der Ehrenamtlichen gibt und inwieweit die Maßnahmen, die aktuell auf Bundesebene bei der Novellierung des Prostitutionsschutzgesetzes diskutiert werden, dazu einen guten Beitrag leisten können. Hierüber gab es geteilte Meinungen: Zum einen durchaus Zustimmung zur Kondompflicht für Freier und zur verstärkten Kontrolle von Bordellen, um menschenunwürdige Konzepte zu verhindern. Kritisch wird allerdings die Meldepflicht für Prostituierte gesehen, da diese den Druck auf Prostituierte weiter erhöhen und sie in die Illegalität treiben würde.

Hamburg – so unsere Gesprächspartner – habe in den letzten Jahren viele gute Maßnahmen umgesetzt, gerade auch im Bereich der gesundheitlichen Versorgung. Mit Spannung wird jetzt verfolgt, wie unsere Koalitionsinitiative zur Einrichtung eines Runden Tisches umgesetzt wird, die wir in der Bürgerschaft auf den Weg gebracht haben (hier der Antrag).

In Nordrhein-Westfalen wurde ein solcher „Runder Tisch Prostitution“ erfolgreich durchgeführt und hat mit allen Interessengruppen gemeinsam getragene Empfehlungen erarbeitet, die nun umgesetzt werden sollen. Daran will sich auch Hamburg orientieren.

Beeindruckend waren an dem Abend auch wieder die Schilderungen der Ehrenamtlichen von ihren persönlichen Erlebnissen, die sie im Laufe der Jahre auf der Straße mit den Frauen gesammelt haben. Obwohl es bei ihrer Arbeit keinen messbaren Erfolg gibt, sind die Gespräche, die Akzeptanz und das Vertrauen der Frauen die schönste Rückmeldung, die die Ehrenamtlichen für Ihre selbstlose Arbeit bekommen können.

Der Verein finanziert seine Arbeit ausschließlich über Spenden und freut sich daher jede Zuwendung:

Konto:
Ökumenischer Dienst St. Pauli e.V.
Hamburger Sparkasse
IBAN: DE86 2005 0550 1001 2192 92

Vielen Dank für die Eindrücke und die großartige Arbeit, die hier geleistet wird!

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