Heute wurde Corona-bedingt erstmalig der von der Alexander-Otto-Sportstiftung ausgelobte Werner-Otto-Preis im Hamburger Behindertensport online vergeben. Hoffentlich kein Format, an das wir uns dauerhaft gewöhnen müssen, aber derzeit die einige Möglichkeit, mit so vielen Menschen diese außergewöhnlichen Leistungen entsprechend zu würdigen.
Als Gewinner wurde dieses Jahr Blau-Weiß Buchholz für sein umfassendes Sportangebot für Menschen mit Behinderung ausgezeichnet. Die Auszeichnung ist mit einem Preisgeld von 15.000 Euro verbunden.
Anerkennungen verbunden mit Preisgeldern von jeweils 5.000 Euro erhielten der Bramfelder SV für seine Inklusions-Fußballmannschaft, der Downlaufen e. V. für sein inklusives Laufangebot und die Norderstedter Werkstätten für das gemeinsame Floorballspielen mit einer Grundschule. Die Auswahl erfolgte durch eine Jury, der u. a. die Paralympic-Siegerinnen Edina Müller und Dorothee Vieth angehörten.
Auch aus meiner Sicht sind es wieder einmal absolut würdige Preisträger. Mit unserem Motto der „Active City“ sollen ja wirklich alle Menschen in Hamburg in Bewegung gebracht werden. Und die durch ihre tolle Arbeit auf diesem Gebiet ausgezeichneten Vereine sind Vorbilder dafür, wie man Barrieren abbaut und Menschen mit Behinderung an Sport teilhaben lässt.
Hier die einzelnen Preisträger und ihre Projekte:
Gewinner: Blau-Weiß Buchholz (15.000 Euro Preisgeld)
Seit 2004 lädt Blau-Weiß Buchholz Menschen mit und ohne Behinderung ein, aktiv Sport zu treiben. 2006 wurde ein neues Sportzentrum auf einer 25.000 qm großen Fläche errichtet, das innen und außen barrierefrei gestaltet ist. Auf 6.300 Quadratmetern entstand eine neuartige Freizeit-Anlage mit Sport- und Spielgeräten, die speziell auf Inklusion ausgerichtet ist. Alle Sport- und Bewegungsmöglichkeiten können ohne Vereinszugehörigkeit und die Außenanlage zudem gebührenfrei genutzt werden. Blau-Weiß Buchholz zählt inzwischen insgesamt rd. 6.000 Mitglieder, wovon 128 geistige oder körperliche Behinderungen aufweisen. Die Sportangebote für Menschen mit Behinderung umfassen Rollstuhlbreitensport für Kinder und Erwachsene, Rollstuhlbasketball, davon ein Team im Ligabetrieb, Kegeln, Klettern und die Teilnahme am Buchholzer Stadtrundlauf. Geplant ist zudem, einen der fünf Tennisplätze rollstuhlgerecht umzugestalten, um Rollstuhlfahrern Tennis zu ermöglichen, und einen Parcourplatz für Rollstuhlfahrer zu errichten, um Mobilitätstrainings anzubieten, bei denen hinderliche Alltagssituationen simuliert werden.
Anerkennung: Bramfelder SV (5.000 Euro Preisgeld)
Der Bramfelder SV ermöglicht der Inklusions-Fußballmannschaft der Lebenshilfe Hamburg als ersten überhaupt die Teilnahme am organisierten Spielbetrieb des Hamburger Fußballverbandes. So können auch behinderte Menschen Vereins- und Wettkampferfahrung sammeln und sich in der Gemeinschaft beweisen. Das Team besteht aus 30 Spielern mit körperlichen, geistigen und psychischen Einschränkungen und aus Sportlern ohne Einschränkungen. Sie sind zwischen 16 und 40 Jahre alt. Jede Woche messen sie sich mit Fußballern, die in der Regel keine Einschränkungen haben. Außerdem nimmt das Team an inklusiven Spielen und Turnieren teil. Menschen mit Einschränkungen haben darüber kontinuierlich die Möglichkeit, sich sowohl im motorischen als auch im kognitiven Bereich weiter zu entwickeln. Darüber hinaus unterstützt der Verein diese Sportler, wo es nur geht, gerade auch bei administrativen Angelegenheiten im Alltag.
Anerkennung: Downlaufen e. V. (5.000 Euro Preisgeld)
2015 haben sich Menschen mit und ohne Downsyndrom als Laufgruppe im Verein „Downlaufen“ zusammengeschlossen, um wöchentlich gemeinsam zu trainieren und Laufen in der Gemeinschaft zu erleben. Downlaufen ist in Hamburg das einzige Projekt für Läufer mit Trisomie 21 und somit der einzige Inklusions-Laufsportverein. Durch das gemeinsame Laufen erfahren die Sportler mit Handicap ein Miteinander auf Augenhöhe, wobei alle gemeinsam die Läufe organisieren. Ein besonderes Merkmal ist, dass Mitglieder einen Lehrgang zum Übungsleiterassistenten und einen Erste-Hilfe-Kurs bei der Evangelischen Stiftung Alsterdorf absolvieren können und sich so weiterentwickeln und lernen, Verantwortung zu übernehmen.
Anerkennung: Norderstedter Werkstätten (5.000 Euro Preisgeld)
Seit 2015 bieten die Floorballer der Norderstedter Werkstätten Schülern der 3. und 4. Klasse der benachbarten Ganztagsgrundschule Heidberg an, gemeinsam die Sportart Floorball zu trainieren. Den Sportlern und Schülern macht das gemeinsame Spiel viel Spaß und die Kinder erfahren dadurch schon im frühen Alter den Umgang mit Menschen mit geistigen Einschränkungen, bauen Berührungsängste ab und entwickeln persönliche Beziehungen zu ihnen. Gleichzeitig erhalten die Schüler darüber Zugang in die Floorballsparte des Inklusiven Sportverein Norderstedt. Über dieses Angebot hat sich ein enger Austausch zwischen den Werkstätten und der Grundschule entwickelt: So fuhr die gesamte Grundschule 2018 mit über 400 Schülern und ca. 50 Lehrern zu den Special Olympics nach Kiel, um dort „ihre“ Trainingspartner anzufeuern.
Hintergrund: Die Alexander Otto Sportstiftung
Unternehmer und Mäzen Alexander Otto hat seine Sportstiftung 2006 gegründet. Seitdem hat die Stiftung Projekte in einem Umfang von über 17 Mio. Euro gefördert.