Zum Jahresabschluss – Feier zu 70 Jahren SPD Niendorf

Es herrschte großer Andrang zur Jahresabschlussfeier der Niendorfer SPD in Lington‘s NTSV-Treff. Neben dem traditionellen Grünkohlessen galt es auch ein besonderes Ereignis zu feiern: Mein SPD-Distrikt begeht in diesem Jahr – nach der Neugründung im Jahr 1945 – seinen 70. Geburtstag. Dazu waren am 1. Dezember viele langjährige Mitstreiterinnen und Mitstreiter gekommen, unter anderem berichteten die früheren Niendorfer SPD-Vorsitzenden Heinz Dreyer (1983-1990), Dr. Monika Schaal (1990-1998) und Dr. Manfred Körner (1998-2008) aus Ihren „Amtsperioden“ und sorgten mit so mancher Anekdote für Heiterkeit.

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„Volle Hütte“ bei unserer Jahresabschlussfeier in Lington’s Restaurant

Auch ein Rückblick auf das abgelaufene Jahr durfte natürlich nicht fehlen, in dem insbesondere die Flüchtlingssituation das Land, die Stadt und die Stadtteile vor große Herausforderungen gestellt hat. Eingegangen wurde auch noch einmal auf das Olympia-Referendum und die Bürgerschaftswahlen, bei der wir uns über 52,3% im Stadtteil freuen durften. Skizziert wurden die Aktivitäten des vergangenen Jahres: Veranstaltungen, monatliche Diskussionsrunden, Neujahrsempfang, politischer Frühschoppen, Ausfahrt, SPD-Kinderfest, Kommunalpolitische Radtour, Frühjahrs- und Schilderputzaktion und 28 Infostände in einem Jahr.

Den größten Teil des Abends nahm dann allerdings der Rückblick auf die Niendorfer SPD-Geschichte ein.

Dabei konnte ich auch von den sozialdemokratischen Aktivitäten in Niendorf und Umgebung vor 1933 berichten. Grundlage dafür war ein Manuskript über die Geschichte der Lokstedter Arbeiterbewegung, das 1963 von Hans Reimers verfasst wurde. In Lokstedt wurde demnach nach dem Fall des Sozialistengesetzes im Dezember 1890 in Lokstedt ein erster sozialdemokratischer Verein unter dem Vorsitz des Zimmerers Franz Schaaf gegründet. In den folgenden Jahren entstanden der Arbeiterliedertafel „Vorwärts“ und der Arbeiterturnverein „Freie Turnerschaft von Lokstedt, Niendorf und Umgegend“ und dann 1924 – „unter Fühlungnahme mit den Niendorfer und Schnelsener Genossen“ – zur Gründung des Reichsbanners „Schwarz-Rot-Gold“, Ortsverein Lokstedt.

Nach der Zusammenlegung von Lokstedt, Niendorf und Schnelsen zur Großgemeinde wurden bei der ersten Gemeindevertreterwahl für Niendorf aus Reihen der SPD Paul Sorge (Gärtnereibesitzer) und Carl Melchert (Zimmerer) gewählt. Über Paul Sorge schrieb Reimers:

„Paul Sorge war schon jahrelang mit gutem Erfolg in der Niendorfer Gemeindevertretung, auch als stellvertretender Gemeindevorsteher, tätig gewesen und hat sehr viel zu einer positiven Entwicklung Niendorfs beigetragen. Er besaß auch in den bürgerlichen Kreisen ein gutes Ansehen und durch seine Tätigkeit als stellvertretender Gemeindevorsteher verfügte er über ein gutes Wissen in allen kommunalen Finanz- und Verwaltungsfragen.“

1948 wurde die frühere Jägerstraße nach ihm benannt und heißt bis heute: Paul-Sorge-Straße.

Mit der Machtergreifung Hitlers 1933 wurden auch die SPD und nahestehende Organisationen verboten: „Als Hitler dann durch die Wahlen endgültig an die Macht kam, wurden bald das „Hamburger Echo“ sowie Partei und „Reichsbanner“ verboten. Hausdurchsuchungen wurden abgehalten, aber wir hatten schon vorgesorgt. Geld war nicht mehr vorhanden und die Mitglieder-Listen – die man gerne gehabt hätte – und anderes Material, waren rechtzeitig verbrannt worden.“

Niendorfs langjährige SPD-Bürgerschaftsabgeordnete (1966-1978) Friederike „Friedel“ Büscher war eine derjenigen, die sich kurz nach dem 2. Weltkrieg in Niendorf sofort daran machte, wieder einen SPD-Ortsverein ins Leben zu rufen. In ihrer Biographie berichtet sie: „Zwölf Personen gründeten im September 1945 im Logenhaus in der Friedrich-Ebert-Straße die SPD Niendorf, unter ihnen Friedel und Karl Büscher, Otto Burmeister, die Genossen Reimers, Hackhe und Horter. Zum ersten Vorsitzenden wurde Hans Reichardt gewählt.“

Die Geschichte der SPD-Niendorf der letzten 70 Jahren ist mit unglaublich spannenden Ereignissen und Persönlichkeiten verbunden. Neben vielen Niendorfer Bezirks- und Bürgerschaftsabgeordneten stechen natürlich Christa Randzio-Plath und Peter Paterna heraus. Randzio-Plath vertrat die SPD 15 Jahre im europäischen Parlament (1989-2004); mit Peter Paterna saß ein Niendorfer Genosse 18 Jahre im Deutschen Bundestag (1976-1994).

Die Niendorfer SPD wurde auch stark von eigenen Gruppen im Distrikt geprägt: Über viele Jahrzehnte gab es eine Frauengruppe, natürlich die Jusos und auch eine eigene Seniorengruppe. In bis zu fünf sog. „Wohnbezirken“, die mit eigenen Organisationsstrukturen und Vorschlagsrechten ausgestattet waren, war der Distrikt bis zum Jahrtausendwechsel organisiert.

Natürlich gab es auch schwierige Zeiten in der örtlichen SPD. In den 1960er und 1970er Jahren hinterließen die innerparteilichen Richtungsstreitigkeiten und die Auseinandersetzungen zwischen Alt und Jung auch in Niendorf Spuren.

Aber diese Zeiten gehören mittlerweile der Vergangenheit an, in den 1980ern startete die Niendorfer SPD mit dem bis heute beliebten jährlichen SPD-Kinderfest auf der Sportanlage Sachsenweg. 1988 wurde bei einem dreitägigen Fest die 125-Jahr-Feier mit der gesamten SPD-Prominenz auf dem Tibarg ausgerichtet.

Über die Geschichte der SPD Niendorf nach 1945 fasste Horst Grigat in seinem Buch : „Hamburg-Niendorf: Von der Steinzeit bis zur Gegenwart“ zusammen:

„1945 gingen Friedel und Karl Büscher mit 10 weiteren Niendorfern an die Neugründung des Ortsverbandes, der im November bereits 100 Mitglieder hatte. In den 50er Jahren waren es bereits 400. Frühere NSDAP-Mitglieder wurden nicht aufgenommen. Als gute Kommunalpolitiker bewährten sich u. a. die Genossen Otto Burmeister und Walter Kahle. Vorsitzende des SPD-Distrikts Niendorf waren Hans Reichardt, dann bis 1949 Bruno Sass und anschließend bis 1970 Karl Büscher. Es folgten der Lehrer Volkhart Uhlmann, 1975 Helga Schulz und 1983 der Polizeibeamte Heinz Dreyer. Ihm folgte 1990 die Journalistin Dr. Monika Schaal (bis 1998) und anschließend bis 2008 Dr. Manfred Körner.“

Wir können uns glücklich schätzen, dass Helga Schulz, Heinz Dreyer, Monika Schaal und Manfred Körner – die bei uns von 1975-2008 als Vorsitzende tätig waren –  bis heute in unserem Distrikt aktiv sind und hier – mit vielen anderen MitstreiterInnen – die Arbeit prägen.

Der stimmungsvolle Abschluss der Feier kam dann wieder von Olaf Hanik, der uns „zum Dessert“ Texte von Tucholsky, Kuddl Schnööf (Figur des schleswig-holsteinischen SPD-Politikers und Kaberettisten Jochen Steffen) und natürlich die Weihnachtsgeschichte von Kuddeldaddeldu vortrug.

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