Abschied an der Erstaufnahmeeinrichtung Papenreye – Rückblick auf eine bewegte Zeit

Zum 31. März wird die Erstaufnahmeeinrichtung für geflüchtete Menschen an der Papenreye geschlossen, die Anfang Oktober 2015 „über Nacht“ den Betrieb aufgenommen hatte. Heute kamen auf dem Gelände noch einmal viele Menschen  – MitarbeiterInnen, Ehrenamtliche und BewohnerInnen – zusammen, um, so hieß es in der Einladung, „nach 913 außergewöhnlichen Tagen, 21.900 ereignisreichen Stunden, vielen schönen Augenblicken, immer wieder neuen Herausforderungen und einigen noch lange in Erinnerung bleibenden Momenten, noch einmal Erinnerungen auszutauschen…“

Das passierte in Reden von den Verantwortlichen des ASB und unserer „Wir für Niendorf“-Flüchtlingskoordinatorin Nina Schrader, vielen Gesprächen im Laufe des Nachmittags und vor allem in einem bewegenden Film der ASB-Mitarbeiter, der vielen – auch mir – sehr ans Herz ging. In dem rund 20-minütigen Beitrag wurde die Geschichte der Einrichtung von den Menschen erzählt, die mit großer Hingabe dafür gesorgt haben, dass hier ein gutes Zusammenleben auf engstem Raum auch unter schwierigsten Umständen möglich sein kann.

Auch mir sind viele Augenblicke aus den rund 2 1/2 Jahren in Erinnerung geblieben:

Am 1. Oktober 2015 informierte mich unser damaliger Innensenator Michael Neumann am Rande einer Bürgerschaftssitzung darüber, dass aufgrund der Notsituation in der Stadt, die stillgelegten Tennishallen in der Papenreye über Nacht für die Unterbringung geflüchteter Menschen vorgesehen werden müssten. In diesen Tagen drohten sonst täglich rund 400 Menschen obdachlos zu werden.

Am frühen Morgen des 2. Oktober bin ich zum Gelände gefahren, um mir ein Bild von der Situation zu machen und zu sehen, wo wir helfen können. Die Feuerwehr hatte in der Nacht tolle Arbeit geleistet und sich um die erste Belegung gekümmert, aber der Einsatzleiter berichtete auch, dass Sanitär- und Heizungsanlage erst hergerichtet werden müssten.

Angesichts der durchaus dramatischen Situation in diesen Tagen, stand die Niendorfer Flüchtlingshilfe „Wir für Niendorf“ bereits „in den Startlöchern“ und konnte – organisiert von Pastorin Maren Gottsmann und Nina Schrader – sofort mit dringend benötigten Sachen – Hygieneartikeln oder Baby-Bedarf – die Menschen unterstützen.

Im Laufe des 2. Oktobers übernahm dann der ASB die Einrichtung und von Anfang an merkte man, dass die dortigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit ihrer offenen Art für ein gutes Miteinander sowohl mit den untergebrachten Menschen als auch in der Zusammenarbeit mit den Ehrenamtlichen beitragen würden.

Erste Hilfsaktionen liefen an. So waren wir zum Beispiel – auch mit vielen Mitgliedern der örtlichen SPD – dabei, als am Nachmittag des 4. Oktobers Kinderspiele auf den Tennisplätzen angeboten wurden. Eine gute Möglichkeit, mit den Anwohnerinnen und Anwohnern ins Gespräch zu kommen. Und mir schien, dass das auch ein Moment war, wo bei vielen Bewohnerinnen und Bewohnern wieder ein wenig Freude und Normalität einkehrte.

Diese Anfangserlebnisse sind mir natürlich besonders präsent, aber im Laufe der letzten 2 1/2 Jahre gab es viele weitere Begegnungen, Herausforderungen und auch Situationen, bei denen man fast verzweifelte. So zum Beispiel bei der sich über Monate hinziehenden Suche nach einer Kleiderkammer oder geeigneten Sozialräumen, die zwar von WfN und Bezirksvertretern immer vorangetrieben wurden, die aber an unterschiedlichen Punkten scheiterten. Ich erinnere mich aber auch an besonders schöne Momente, zum Beispiel an ein von meiner NTSV-Mannschaft organisiertes Fußball-Turnier, bei dem viele der Bewohner aus der Papenreye mit dabei waren. Oder auch an eine Transferbegleitung von der Papenreye zum Hauptbahnhof, bei der wir einmal fast mehr Begleiterinnen und Begleiter als Flüchtlinge waren. „Auf Niendorf ist Verlass“, hatte Berndt Wegner, der „Vater der Niendorfer Kleiderkammer“, mit Blick auf das große Engagement im Stadtteil einmal gesagt. Das zeigte sich hier immer wieder.

Vor Ort mit dem Niendorfer Bezirksabgeordneten Willi Mahnke

Besonders erinnere ich mich aber daran, wie ich im Dezember 2015 in den – von so vielen Menschen bewohnten – Tennishallen stand, in denen ich vor vielen Jahren einmal selbst Tennis gespielt hatte. Mit Bauzäunen – mit schwarzem Klebeband verkleidet – waren Bereiche für die Bewohnerinnen und Bewohner separiert worden, es gab nur einen zentralen Lichtschalter, es herrschte eine durchgehende Geräuschkulisse, dauernder Fluglärm und ein Geruch, der einem auch Tage später noch „in der Nase“ blieb. Nie hätte ich mir vorstellen können, dass bei uns Menschen einmal so untergebracht werden müssen… Dass dies dennoch alles irgendwie klappte, ist vielen Menschen zu verdanken, die sich hier unglaublich eingebracht haben. Davon habe ich mir bei vielen Besuchen ein Bild machen können: Natürlich der ASB als Betreiber, unsere WfN-Initiative, viele Privatpersonen – auch aus dem Umfeld – und natürlich auch engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung. Dafür an dieser Stelle einfach nur: Danke!

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