Das jährliche Symposium der TopSportVereine Metropolregion Hamburg e.V. , diesmal zum Thema „Soziale Gemeinschaft DURCH Sport“, war wieder einmal hochkarätig besetzt. Unter den zahlreichen Akteuren aus Politik, Verwaltung und Sport war diesmal auch als Referent und Diskussionsteilnehmer Willi Lemke dabei.
Bekannt geworden ist er als Jahrzehnte langer Manager von Werder Bremen, zudem wirkte er in Bremen als Senator für Inneres und Sport und war danach knapp zehn Jahre als UN-Sonderberater für Sport im Dienste von Frieden und Entwicklung tätig.
Und so konnte Lemke viele interessante Beiträge liefern, und das nicht nur mit „Bremer Brille“ – er ist in Hamburg aufgewachsen und hat hier auch an der Uni sein Lehramtsstudium der Erziehungs- und Sportwissenschaft absolviert.
Und natürlich ergab sich auch am Rande ein Smalltalk über aktuelle Fußball-Themen, gerade bei unseren Lieblingsvereinen…
Zurück zur Tagung.
Der großen Bedeutung des Sports für die Gesellschaft angemessen, waren auch Sozialsenatorin Melanie Leonard und Sportsenator Andy Grote gekommen.
Beide betonten die wichtigen Funktionen des Sports für unser gesellschaftliches Zusammenleben, und das gelte nicht nur für den Spitzensport, sondern besonders auch für den Breitensport. Der Sport stelle Verbindungen zwischen den Menschen her, er schaffe Identifikation und schule unsere sozialen Kompetenzen. Kein anderer Bereich würde eine solch gesamtgesellschaftliche Integrationskraft haben wie der Sport, so Andy Grote, junge Menschen erleben im Sport ein vielfältiges und respektvolles Miteinander, er sei somit letztlich auch wichtig für eine funktionierende Demokratie.
Melanie Leonard dankte den Sportvereinen für ihre hervorragende Arbeit auf den Gebieten der Integration, der Inklusion und der Ganztagsbetreuung – und ganz besonders der Hamburger Sportjugend für ihre Präventionsarbeit gegen sexualisierte Gewalt. Zudem sei der Sport z. B. auch wichtiger Bestandteil im Projekt „Come in“ (gefördert durch die Stadt und den Europäischen Sozialfonds), in dem junge Menschen zwischen 18 und 25 Jahren ohne Schulabschluss und im SGB II-Bezug neue Perspektiven aufgezeigt werden. Sportangebote würden hier zur Motivation und Stabilisierung beitragen.
Gleichwohl betonten die Vertreter der Sportvereine, dass eine Vernetzung aller Akteure noch verbessert werden könnte, damit es zu noch mehr Synergieeffekten kommen könne und die Ehrenamtlichkeit nicht überstrapaziert werde.
Anfänge dafür gibt es schon, so z. B. im Bezirk Mitte. Bezirksamtsleiter Falko Droßmann stellte das Projekt „LövO“ vor. „LövO“ bedeutet „Gemeinsame Lösungsverantwortung vor Ort“, es handelt sich um das Konzept einer „Sozialraumorientierung in der Jugend- und Familienhilfe“, bei der fachamtsübergreifende Bezirksamtsmitarbeiter mit den Kooperationspartnern ganz eng miteinander verzahnt zusammenarbeiten. Kitas, Schulen, Jugend- und Seniorentreffs sowie Sportvereine sitzen hier in einem Boot – ein Vorbild sicher auch für andere Bezirke.
Ein sehr schönes, ganz aktuelles Beispiel dafür, was Sport im Allgemeinen bewirken kann, führte noch Sportstaatsrat Christoph Holstein an, und zwar in Bezug auf die derzeit laufende Rugby-Weltmeisterschaft. Während des Apartheid-Regimes war in der schwarzen Bevölkerung Südafrikas die nur aus Weißen bestehende Nationalmannschaft regelrecht verhasst.
Das hat sich nunmehr komplett geändert, das Spiel gilt mittlerweile als verbindendes Element in einem nach wie vor gespaltenen Land. Das Team besteht aus Schwarzen und Weißen, mit einem schwarzen Kapitän – inklusive einer gemeinsamen Nationalhymne, die aus einer „weißen“ und einer „schwarzen“ Hymne zusammengefügt wurde.
Das wäre eigentlich schon ein schönes Schlussbeispiel, aber noch einmal möchte ich kurz auf Willi Lemke eingehen. Der zeigte sich hinterher sehr erstaunt und angetan, wie hier bei uns in Hamburg das Miteinander von Sport, Politik und Verwaltung funktioniert. Und ja, er glaube, wie die meisten TeilnehmerInnen, dass die derzeitigen Finanzmittel für die steigenden Aufgaben des Sports im Sozialen durch bessere Synergieeffekte ausreichen könnten. Gleichwohl war er skeptisch, ob dies auch bei einer wachsenden Bevölkerung Richtung 2 Millionen ausreichen werde – dann müsse sicher wieder mehr Geld in die Hand genommen werden.
Als Sportpolitiker sollten wir diese Entwicklung auch in den nächsten Jahren intensiv begleiten und alles dafür tun, dass der Sport die angemessene Unterstützung für sein wichtiges soziales Engagement in der Gesellschaft bekommt.
Großer Dank, an TopSportVereine, BASFI und viele Partner, für die Organisation dieses höchst interessanten und gut angenommenen Forums!