Themen-Kongreß am Gymnasium Ohmoor: Chancen und Risiken der Digitalisierung

Nach drei Tagen Haushaltsdebatten in der Bürgerschaft, zu denen wir wieder die 10. Klassen des Gymnasiums Ohmoor im Rathaus begrüßen durften, führte mich mein Weg heute wieder einmal in meine alte Schule. Wir waren eingeladen zum Thema-Kongress „Chancen und Risiken der Digitalisierung“ und hatten die Gelegenheit, den Schülerinnen und Schülern der Profilkurse das Thema aus parteipolitischer Perspektive vorzustellen.

Die SPD hat dabei nach einer intensiven und transparenten Debatte ein Grundsatzprogramm für die digitale Gesellschaft erarbeitet. Die Debatte selbst wurde schon digital geführt und über viele Monate hinweg konnten nicht nur Mitglieder der SPD, sondern jede Bürgerin und jeder Bürger online Ideen einbringen, die schließlich in das digitale Grundsatzprogramm mit aufgenommen wurden.

Der digitale Wandel erfasst ja mittlerweile all‘ unsere Lebensbereiche und wie schon im 19. Jahrhundert stehen Gesellschaft und Politik heute wieder vor der Aufgabe, einer technischen Revolution einen entsprechenden Rahmen zu geben. Denn: Mit dem technischen Fortschritt der Digitalisierung muss auch ein gesellschaftlicher Fortschritt verbunden sein.

Aus unserem digitalen Grundsatzprogramm habe ich in der Schule drei Punkte vorgestellt und diskutiert, die mir zentral erscheinen: Die Auswirkungen der Digitalisierung in den Bereichen Wirtschaft, Arbeit und Bildung.

Wie verändert sich die Wirtschaft?

In der Industrie „kommunizieren“ mittlerweile Bauteile über Sensoren mit Maschinen und Wartungen oder Reparaturen können über Maschinen selbst „angefordert“ werden. Die Vernetzung von Sensoren, Antriebselementen, Maschinen, Werkstoffen, Robotern und Anlagen macht eine Produktion flexibler und effizienter. Aufgaben werden aus diesem Netzwerk heraus zum Teil selbst gesteuert.

Die Digitalisierung betrifft den klassischen Industriezweig, den Mittelstand und den Dienstleistungssektor genauso wie die IT-Branche – mit ihren Start-ups und ihren etablierten Technologieunternehmen.
Gerade für uns als Industrienation ist es daher von großer Bedeutung, diese Potentiale zu nutzen. Aber es gilt auch, dass man die vierte industrielle Revolution entsprechend begleiten muss. Große Player sollten nicht im „Spiel der Marktkräfte“ alle anderen vom Spielfeld drängen. Wir in der Politik müssen also aufpassen, dass das alles in geordneten Bahnen verläuft.

Was bedeutet die Digitalisierung für die Zukunft der Arbeitsverhältnisse?

Arbeit verändert sich ständig. In vielen Berufen ist der Umgang mit Informationstechnik schon längst Alltag, neue Berufsbilder entstehen, feste Arbeitszeiten lösen sich auf – und gearbeitet werden kann heute auch im Park, zu Hause oder im Wochenendhaus. Die Digitalisierung gefährdet aber auch Jobs und es fallen Berufe weg.

Wir müssen also in Politik und Gesellschaft die Frage diskutieren, wie die Arbeitswelt in einer sozialen Marktwirtschaft künftig aussehen soll? Und das kann Politik natürlich nicht alleine, sondern muss dies im Dialog mit Gewerkschaften, Arbeitgebern und Personalverantwortlichen entwickeln. Für uns als Sozialdemokraten ist wichtig, dass auch unter den neuen Bedingungen gute Arbeitsbedingungen gesichert und gestärkt werden müssen.

Innovationen in der Wirtschaft, neue Arbeitsplätze, mehr Transparenz und Beteiligung, eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf durch flexiblere Arbeit – all‘ das hängt mit dem Internet und der Digitalisierung zusammen. Politik muss dies erkennen und die richtigen Weichen stellen, damit sich diese Chancen entfalten können.

Der dritte – und für wichtigste – Punkt: „Bildung in einer digitalisierten Welt“

Aufstiegsmöglichkeiten durch Bildung – das ist nach wie vor ein zentraler Punkt sozialdemokratischer Politik.

Aber was heißt das in der digitalen Revolution? Stehen künftig schon in der Grundschule Laptops auf jedem Tisch oder wird Programmieren ein Unterrichtsfach für alle?

Mein Jahrgang am Gymnasium Ohmoor war Anfang der 1990er Jahre der zweite Jahrgang an dem das Fach Informatik angeboten wurde. Die Vorkenntnisse und Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler waren äußerst gering und auch die Lehrkräfte waren seinerzeit kaum vorbereitet.

Das alles hat sich rasant verändert. Heute gilt es zu gewährleisten, dass alle Kinder und SchülerInnen gleichermaßen einen guten Zugang zu guter Bildung haben – unabhängig von sozialer Herkunft und unabhängig vom Geldbeutel.

Das zeigt auch das Projekt „Start in die nächste Generation“ an Schulen in Hamburg, an dem auch das Gymnasium Ohmoor teilgenommen hat. Dank dieses Pilotprojekts können Chancen und Herausforderungen beim Einsatz von schülereigenen Computern, Laptops oder Smartphones im Unterricht jetzt hoffentlich besser eingeschätzt werden. Die Evaluation durch die Universität Hamburg hat gezeigt, was gut funktioniert und an welchen Stellen weitergearbeitet werden muss. Die Beteiligten waren mit dem Projekt zufrieden: Mehr als 75 Prozent der Schüler wollen künftig so weiterarbeiten.

Es ist wichtig, Schülerinnen und Schüler auf den Umgang mit digitalen Medien rechtzeitig vorzubereiten. Denn Studien zeigen, dass Kinder und Jugendliche den angemessenen Umgang entgegen vieler Erwartungen nicht von selbst lernen.

Hamburg arbeitet in der Kultusministerkonferenz zurzeit an einer Strategie zur festen Verankerung des digitalen Lernens in Schule und Unterricht. Das ist ein gewaltiges Projekt, an dem viele Akteure mitwirken müssen. Dieses Projekt wird aber aus meiner Sicht nur dann Erfolg haben, wenn Verantwortung und Gestaltungsspielräume geteilt werden, wenn Schulen und Lehrer sich aktiv beteiligen können, wenn ihnen Freiräume gegeben und Improvisation und Fehler zugelassen werden.

Beim Thema der Digitalisierung müssen aber auch die Bedenken und Risiken immer im Blick behalten und ernst genommen werden: Ausspähung und Datenmissbrauch, Manipulation und Cyberkriminalität, die „digitale Spaltung“, ein erhebliches Diskriminierungspotential, die Verbreitung von Populismus und Unwahrheiten oder die berechtigte Sorge, dass durch die Digitalisierung viele Arbeitsplätze verloren gehen.

Hierzu müssen Politik und Gesellschaft weiter Antworten finden.

Auf dem anschließenden „Markt der Möglichkeiten“ stellten uns die Schülerinnen und Schüler die Ergebnisse ihrer Projektarbeiten vor. Unter anderem wurde zu folgenden Fragen gearbeitet: „Was verspricht sich Hamburgs Wirtschaft von der Industrie 4.0.?“ Inwiefern beeinflusst die Digitalisierung Wahlkampfstrategien deutscher Parteien?“ oder „Inwiefern manipuliert die Digitalisierung der Medien unser politisches Denken?“

Innerhalb von nur zwei Wochen hatten die Projektgruppen hier beeindruckende Ergebnisse zusammengetragen, die an den einzelnen Themenständen diskutiert wurden.

Es war toll zu sehen, wie intensiv, kenntnisreich und kritisch sich die Schülerinnen und Schüler mit diesen wichtigen Themen auseinandergesetzt haben.

Vielen Dank für die Einladung!

 

 

 

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