Wie wird man Politiker? Schuldiskussionen an den Gymnasien Bondenwald und Ohmoor bei den Berufsfindungstagen

Kurz nach der Bundestagswahl ging es diese Woche zu zwei Terminen an Niendorfer Schulen. Im Rahmen der Studien- und Berufsorientierung war ich eingeladen, am Gymnasium Bondenwald und am Gymnasium Ohmoor mit Schülerinnen und Schülern über mein Studium, den beruflichen Werdegang, den Arbeitsalltag und Berufsfelder im Umfeld der Politik zu diskutieren.

Da es einen klassisch vorgesehenen Ausbildungsweg in politische Berufe so nicht gibt, können viele Wege am Ende zu dem Ziel führen, „in der Politik“ zu arbeiten oder selbst PolitikerIn zu werden. Aber: Die allerwenigsten, die sich politisch engagieren, können nachher als Berufspolitiker auch ihren Lebensunterhalt damit bestreiten, denn Vollzeitparlamentarier sitzen nur im Bundestag, im europäischen Parlament und in fast allen Landtagen. In Hamburg haben wir traditionell ein Teilzeit- oder Feierabendparlament und viele Abgeordnete gehen noch Berufen nach.

Dass ich einmal das Privileg haben würde, für den Wahlkreis Lokstedt, Niendorf, Schnelsen in der Bürgerschaft Politik machen zu dürfen, war bei mir auch nicht geplant. Nach meinem Abitur stand zunächst die Zivildienst-Zeit beim Roten Kreuz an – eine sehr lehrreiche Zeit! Bei der täglichen Beförderung und Betreuung schwerstbehinderter Menschen bekam man einen Blick über seinen eigenen Tellerrand hinaus und bekam mit, mit welchen Herausforderungen behinderte Menschen und ihre Familien konfrontiert sind und was für wertvolle und schwere Arbeit Menschen in Erzieher- und Pflegeberufen leisten.

Die Zeit des Zivildienstes war auch eine Zeit der Orientierung über die Frage, was ich im Anschluss eigentlich machen will und hier kam dann der Entschluss, dass ich die Interessen, die ich an der Schule bereits hatte, gerne weiter vertiefen wollte. So folgte die Bewerbung an der Hamburger Universität für ein Geschichts- und Politikstudium, was ich nach der Zulassung mit einigem Respekt begann. Denn: Die Abbrecherquoten gerade bei geisteswissenschaftlichen Fächern waren sehr hoch.

Neben dem Studium wurde immer gearbeitet – zum einen natürlich, um Studium und eine kleine Wohnung zu finanzieren; zum anderen, um neben dem Studium Einblicke in unterschiedliche Berufsbereiche zu erhalten. So konnte ich bei Studienprojekten in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, bei einem Zeitungsverlag, in einer SPD-Geschäftsstelle, bei Verbänden und PR-Agenturen erste Berufserfahrungen sammeln und mich weiter orientieren.

Bereits mit 18 Jahren hatte ich zudem begonnen, mich in der SPD zu engagieren. Das hatte mehrere Gründe, u.a. die familiäre Prägung durch meine Großeltern, die selbst in der SPD aktiv waren oder auch die Debatten an unserer Schule, an der gesellschaftliches und politisches Engagement immer sehr gefördert wurde. Mit dem Aufbau der örtlichen Juso-Gruppe ging meine Arbeit im örtlichen SPD-Ortsverein Niendorf los und mit Anfang 20 wurde ich dann gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, kommunalpolitisch aktiv zu werden. Aus der Zusage, „mir das mal ansehen zu wollen als zugewählter Bürger“, wurden dann 16 Jahre im Ortsausschuss Lokstedt und ab 2008 in der Bezirksversammlung Eimsbüttel. Seit 2015 bin ich nun Mitglied in der Hamburgischen Bürgerschaft und darf da unseren Wahlkreis vertreten und seit Jahresbeginn dem Sportausschuss vorsitzen.

Obwohl ich im Rahmen meines Studiums immer eine berufliche Perspektive im politischen Bereich im Blick hatte, war bei mir nie geplant, irgendwann einmal Berufspolitiker zu werden. Und dennoch bin ich nun auch im Rahmen meiner beruflichen Tätigkeit im politischen Bereich unterwegs, nämlich als Wissenschaftlicher Mitarbeiter bei dem Bundestagsabgeordneten Niels Annen, dessen Büro ich leite. Die Aufgabenbereiche und Anforderungen in dieser Arbeit sind vielfältig und wir kümmern uns um alles, was im Wahlkreis anfällt – Organisation und Durchführung von Veranstaltungen, Kommunikation mit Schulen, Einrichtungen und Vereinen, Pressearbeit, inhaltliche Vor- und Nachbereitungen von Terminen, etc.

Für alle politischen Berufe gilt aus meiner Sicht, dass man gerne mit Menschen zu tun haben muss, zuhören können und auch den Anspruch haben sollte, Menschen zu helfen und Dinge zu bewegen. Und man muss in diesen Berufen auch bereit sein, „über normale Arbeitszeiten“ hinaus zu arbeiten. Denn: Politik ist zeitintensiv und beinhaltet viele Sitzungen und Besprechungen sowie viele Abend- und Wochenendtermine.

Meine Tätigkeit ist natürlich nur ein Berufsfeld, das für Menschen in Frage kommt, die in der Politik arbeiten wollen. Es gibt viele weitere Bereiche in der Politik oder im politischen Umfeld, in denen man tätig sein kann, oftmals unabhängig vom Studium oder der Ausbildung. Bei Parteien, Gewerkschaften und Verbänden, Markt- und Meinungsforschungsinstituten, in der öffentlichen Verwaltung, bei Redaktionen von Zeitungen, Zeitschriften, Verlagen oder Radio- und Fernsehsendern, Hochschulen und Forschungseinrichtungen.

Es waren wieder richtig gute Diskussionen mit den Schülerinnen und Schülern der Niendorfer Gymnasien, bei denen wir natürlich so kurz nach der Wahl auch über aktuelle politische Fragen diskutieren konnten, und ich komme im kommenden Jahr gerne wieder zu den Berufsfindungstagen.

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