Home Office – Fluch oder Segen?

Derzeit befinden sich viele Menschen im Home Office, so auch ich. Das bedeutet für mich u. a. auch viele Telefonate und E-Mails, mit BehördenvertreterInnen, Fraktions- und ParteikollegInnen, Gewerbetreibenden, Vereinsverantwortlichen und natürlich auch mit BürgerInnen.

Das funktioniert bei uns mit gegenseitiger Rücksichtnahme weitestgehend gut, gleichwohl vermisst man natürlich die persönlichen Kontakte und Gespräche.

Neben den momentan wichtigen Aufgaben mache ich mir aber auch grundsätzliche Gedanken, denn die Veränderung der Arbeitswelt durch die zunehmende Digitalisierung beschäftigt uns schon lange – unabhängig von der Corona-Krise.

Das Home Office – vielleicht sogar durch die jetzige Situation beschleunigt – wird zukünftig noch einen größeren Stellenwert bekommen. Laut Umfragen haben jüngere Leute damit weniger Probleme, sie fühlen sich freier und flexibler. Andere wiederum sind für eine strikte Trennung von Privatem und Beruf, würden zudem das soziale Miteinander im Kollegenkreis vermissen und den berühmten „Schnack an der Kaffeemaschine“.

In der Politik ist man natürlich auch häufig nach Feierabend und an den Wochenenden erreichbar und beschäftigt. Aber für die Mehrzahl der ArbeitnehmerInnen muss in der zukünftigen digitalen Arbeitswelt schon vorab viele Dinge mitgedacht werden. So darf es nicht darauf hinauslaufen, dass ArbeitnehmerInnen rund um die Uhr erreichbar sein müssen, oder dass ihre PC-Tätigkeiten durch Tastenaktivitätskontrollen oder gar per Live-Video überwacht werden – und das alles womöglich auch noch geringfügig entlohnt.

Mehr Flexibilität und mehr Homeoffice müssen mit klaren Regeln verbunden werden. U.a. mit einem besseren Schutz gegen Datenmissbrauch (Überwachung, Verhaltens- und Leistungskontrollen, Sammlung von Gesundheitsdaten) müssen die Persönlichkeitsrechte der Beschäftigten stärker geschützt werden.

Der Leistungsdruck in unserer Arbeitswelt ist in vielen Bereichen groß. Daher wünschen sich viele Menschen Entlastungen, verkürzte Arbeitszeiten, mehr Flexibilität im Umgang mit der eigenen Zeit und mehr Zeitressourcen für Familie, Pflege, zur Weiterbildung und zur Regeneration.

Ein wesentliches Instrument könnten hierbei z. B. Arbeitszeitkonten sein, die Möglichkeiten der Flexibilisierung mit Blick auf die Lebensarbeitszeit bieten. Gleichzeitig gilt es, auch durch verbesserte Möglichkeiten der Heimarbeit, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern.

Die SPD beschäftigt sich schon lange auf vielen Ebenen mit den Herausforderungen der zunehmenden Digitalisierung in allen Bereichen unseres Lebens und vor allem der Arbeit.

Hier ein Auszug aus unseren Leitlinien:

„Für die SPD bleiben bei digitalen Entwicklungen die Interessen der Beschäftigten weiter wichtig. Weniger zu arbeiten muss nichts Schlechtes sein, wir müssen Arbeit anders organisieren und strukturieren. Arbeit für die Gesellschaft ist auch Arbeit. Robotisierung und Automatisierung stellen die Verteilungsfrage neu. Gute Löhne sind wichtig, aber die zentrale Dividende der Digitalisierung heißt Arbeitszeitverkürzung.

Die Digitalisierung verändert, wie wir arbeiten und Werte schaffen. Sie entwickelt sich rasant und entgrenzt zunehmend Arbeitsort, Arbeitszeit und Beschäftigungsformen. Deshalb wird die Digitalisierung nicht nur als Chance gesehen, die Angst vor Nachteilen für die Beschäftigten ist groß. Viele haben Mühe, angesichts dieser Entwicklung das Niveau ihrer Qualifizierung zu erhalten. Deshalb gilt es, die digitalisierte Arbeitswelt von morgen aktiv zu gestalten und den Schutz der Beschäftigten, die Mitbestimmung und den Sozialstaat neu zu organisieren.“

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil hat aktuell verkündet, das Recht auf Arbeiten von zu Hause aus auch nach der Corona-Pandemie gesetzlich zu verankern. Es wird derzeit an einem neuen Gesetz für ein Recht auf Homeoffice gearbeitet, das er bis zum Herbst vorlegen will.

Man solle dann entweder komplett auf Homeoffice umsteigen oder auch nur für ein oder zwei Tage die Woche, so Heil. Ersten vorsichtigen Schätzungen zufolge sei die Zahl der Arbeitnehmer im Homeoffice in der Corona-Krise von zwölf auf 25 Prozent aller Beschäftigten gestiegen.

Mit „fairen Regeln“ will Heil verhindern, dass „sich die Arbeit zu sehr ins Private frisst“. Auch im Homeoffice gebe es einen Feierabend – „und zwar nicht erst um 22 Uhr“. Heimarbeit soll für die Arbeitnehmer eine freiwillige Möglichkeit sein. „Wir wollen mehr Homeoffice ermöglichen, aber nicht erzwingen“, so Heil.

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