Informationsabend zu den geplanten Unterbringungen für Wohnungslose im Garstedter Weg

Am gestrigen Abend fand in der voll besetzten Kirche am Niendorfer Markt die Informationsveranstaltung zu den geplanten Unterbringungen für Wohnungslose im Garstedter Weg statt (hier meine bisherigen Berichte dazu (Bericht 28.2.24) (Bericht 22.2.24)).

Vorab: Auf einer eigens eingerichteten Behördenseite (hier) werden die Vorhaben auch noch einmal vorgestellt und Antworten auf viele Fragen gegeben, zudem können unter der Mail-Adresse –  fragengarstedterweg@soziales.hamburg.de – auch weiterhin direkt Fragen an die Behörde gerichtet werden. Im Vorwege gab es zudem Gespräche der Behörde mit Schule, Kitas, Elternrat und Nachbarn, bei denen Themen aufgenommen wurden.

In der fast dreistündigen Veranstaltung stellte die Sozialbehörde mit Staatsrätin Petra Lotzkat und Amtsleiterin Susanne Nicolaus sowie Katrin Wollberg und Ina Ratzlaff vom künftigen Betreiber Fördern und Wohnen (F&W) zunächst die Vorhaben vor.

Zu den bisher bekannten Planungen sind nun folgende Anpassungen vorgesehen, die anfangs vorgestellt wurden:

  • Auf Wunsch der Schule, die an einem Bildungskonzept arbeite, solle die Belegung des Pflegeheimes erst ab dem 22. April starten.
  • Beginnen wolle man dort zunächst mit einer reduzierten Belegung: Zunächst würden 32 Personen untergebracht und dann ab Mai schrittweise weiter gesehen, dass die Belegung erhöht werde.
  • Für Ende Mai soll ein Runder Tisch organisiert werden, der die bisherigen ersten Erfahrungen dann bespricht und auswertet. Erst danach würden weitere Aufstockungen vorgesehen.
  • Und auch erst nach dem Runden Tisch und den ersten Erfahrungen würde das Vorhaben am Garstedter Weg 20 (Fett’sche Villa) gestartet werden.

Im Anschluss gab es die Möglichkeit, Fragen zu stellen, Stellungnahmen abzugeben, Kritik und Erwartungen zu äußern. Das wurde auch rege genutzt.

Große Kritik gab es am Informationsvorgehen, der mangelnden örtlichen Einbindung durch die Behörde und daran, hier vor vollendete Tatsachen gestellt worden zu sein. Die Staatsrätin entschuldigte sich dafür auch an diesem Abend mehrfach und versprach, künftig in sehr enger Abstimmung mit hiesigen Einrichtungen und dem vorgesehenen Runden Tisch die Vorhaben weiterentwickeln zu wollen.

Bei vielen Anwesenden wurde neben der Kritik auch deutlich, dass es große Unsicherheit darüber gibt, wie sich diese Vorhaben tatsächlich entwickeln und was auf das Umfeld und den Stadtteil zukomme.

Staatsrätin Lotzkat sowie Vertreterinnen von F&W schilderten, welche Menschen für die Angebote vorgesehen seien, wie diese ausgesucht würden und dass sehr darauf geachtet werde, dass es sich um Personen handele, die die geltenden Regeln für die Einrichtungen einhalten. Zudem wurde – auch von einem anwesenden Diakonie-Vertreter – über Erfahrungen an anderen städtischen Standorten der Wohnungslosen-Unterbringungen berichtet. Auffälligkeiten, größere Konflikte oder gar Straftaten im Umfeld seien dort nicht aufgetreten. Vielmehr seien die Wohnungslosen dankbar, in diesen Unterkünften zur Ruhe zu kommen und sich mit der gebotenen Unterstützung neu orientieren zu können.

Diesen Einschätzungen wollten nicht alle Anwesenden folgen. Die Sozialstaatsrätin betonte daher, dass sich letztlich dann im Betrieb der Einrichtungen zeigen müsse, dass die Angebote hier erfolgreich umgesetzt werden können. Behörde und Betreiber hätten ein hohes Interesse, zu einem positiven Gelingen dieser Vorhaben beizutragen und würden dies mit der großen Bereitschaft unterstützen, auf örtliche Anliegen einzugehen.

Viele Fragen gab es zudem zur personellen Aufstellung in den Einrichtungen und dazu, ob dies ausreichend sei. Die Staatsrätin betonte, dass man gerade mit Blick auf die Pflegeeinrichtung bereits lange Erfahrungen habe, die Menschen kenne und daher auch abschätzen könne, welchen Bedarf an Pflege-, Sozial- und ärztlichen Personal vorzusehen sei. Es bestehe aber natürlich auch immer die Möglichkeit, dies bei Bedarf auszuweiten.

Vor allem auf Initiative der Elternschaft würde gerade in der Startphase der Einrichtungen ein Sicherheitsdienst auch außerhalb der Einrichtung präsent sein. Aus Sicht der Behörde wäre dieser mit Blick auf die hier unterzubringenden Menschen aber eigentlich nicht erforderlich, man wolle damit aber die Sorgen und Bedenken aufnehmen und den Bitten aus der Elternschaft entsprechen.

Neben Kritik, vielen Fragen und Aufforderungen, diese Vorhaben so an den vorgesehen Standorten nicht umzusetzen, gab es aber auch eine Reihe zustimmender Wortbeiträge, die die Vorhaben als wichtige und lange gewünschte Schritte in der Wohnungslosenhilfe bezeichneten, die äußerten, dass ein Stadtteil wie Niendorf diese Einrichtungen gut begleiten könne oder die direkte Unterstützung anboten.

Viele emotionale Äußerungen waren an dem Abend auch dabei – unterstützender Applaus sowohl bei Kritik als auch bei positiven Äußerungen zu den Vorhaben, so dass sicherlich viele Anwesende mit gemischten Gefühlen die Veranstaltung verlassen haben.

So ging es mir auch. Viele verständliche kritische Reaktionen hätte es gestern und in den letzten Wochen sicherlich nicht gegeben, wenn anders beteiligt und frühzeitiger informiert worden wäre. Es liegt auf der auf der Hand, dass sich Menschen so übergangen fühlen und es vielen schwer fällt, Vertrauen gegenüber Behörden und deren Aussagen für das weitere Vorgehen aufzubauen.

Zu vielen – nahezu allen Fragen – sind gestern und im Vorwege aber nun auch Antworten von Behörde und F&W präsentiert worden. Die nächsten Wochen und Monate werden dann hoffentlich zeigen, dass die Zusagen eingehalten werden und die Vorhaben sich so entwickeln, wie Behörde und F&W dies skizziert haben.

Dass das Bezirksamt Eimsbüttel bei der Veranstaltung offiziell nicht zugegen war und somit auch nichts zu Fragen beitragen konnte, die in die bezirkliche Zuständigkeit fallen, wurde von vielen als äußerst unglücklich empfunden. Unsere anwesenden Bezirkspolitiker/innen werden diese Themen – u. a. zu Entwicklungen auf dem Tibarg – auch noch einmal mit in die bezirklichen Beratungen mitnehmen.

Unsere SPD-Bezirksfraktion hat zudem zwei umfangreiche Stellungnahmen zu den Vorhaben erarbeitet, die am Donnerstag auf der Tagesordnung der Bezirksversammlung stehen (ob und in welcher Form diese dort beschlossen werden, entscheidet sich dann in der Sitzung).

Hier die Stellungnahme zur Fett’schen Villa; hier die Stellungnahme zur Pflegeunterkunft.

Der gestrige Abend sollte aus meiner Sicht ein Auftakt zu einem transparenten Dialogprozess sein, der auch Beteiligung in dem Sinne vorsieht, dass künftig an Runden Tischen mit örtlichen Einrichtungen und Nachbarschaft geschaut wird, wie sich die Konzepte bewähren und ob es ggf. auch Anpassungen und Änderungen bedarf.

Noch einige Anmerkungen, nachdem auch ich seit der Ankündigung der Vorhaben eine sehr intensive Zeit mit sehr vielen Gesprächen hinter mir habe:

Ich bin – lange ist es her – am Burgunderweg in Kita und Grundschule gegangen, habe selbst kleine Kinder, Teile meiner Familie wohnen im Umfeld der Pflegeeinrichtung, unsere Oma war zu ihrem Lebensende im Pflegeheim Garstedter Weg untergebracht und ich kenne auch die Fett’sche Villa aus einigen Besuchen sowie das dortige Umfeld gut.

Angesichts der anfänglichen Informationslage und der Berichterstattung kann ich daher jede/n verstehen, die/ der da zunächst sehr viele Fragen hatte, die sich mir genauso gestellt haben.

Antworten hat es nun viele gegeben und wir sollten jetzt sehen, wie es sich dann in der Realität darstellt.

Es hat in den letzten Wochen Entwicklungen und Berichte gegeben, die unseren Stadtteil in ein aus meiner Sicht falsches Licht gerückt haben. Wir sollten als „Stadtteilgemeinschaft“ sehen, dass wir miteinander rücksichts- und verständnisvoll umgehen.

Dazu gehört, dass wir – bei aller berechtigter Kritik – zusammen sehen, dass keine falschen Informationen – bspw. über Social-Media-Gruppen – oder Aufrufe verbreitet werden, weil es zur Verunsicherung beiträgt. Diese Verantwortung haben wir alle gemeinsam und nicht nur Behörden, Einrichtungen oder Politik.

Und wir sollten auch sehen, dass hier nicht Menschen mit Sorgen und kritischen Fragen pauschal irgendwie verurteilt werden, wie es in einigen Beiträgen vorgekommen ist, denn das trägt auch nicht dazu bei, Misstrauen und konfrontative Sichtweisen abzubauen.

Es hat in Niendorf in den letzten Jahrzehnten immer schon Unterbringungen von Menschen in Notlagen gegeben – der Stadtteil hat das immer mit großer Hilfsbereitschaft hinbekommen und wenn Nachbarn, Schulen und Kitas mitgenommen werden und Konzepte sich bewähren, gelingt das auch hoffentlich auch hier.

Ich finde es zudem wichtig, dass wir denjenigen, die hier künftig untergebracht werden sollen und die auf Unterstützung angewiesen sind, mitgeben, dass man in Niendorf willkommen ist und wir uns auch um diese Menschen kümmern, denn die können natürlich nichts für ein schlechtes behördliches Informationsvorgehen oder die Auswahl der Standorte.

Gestern sind Menschen von der Veranstaltung nach Hause gegangen, die weiterhin Fragen haben, die verärgert und nicht überzeugt sind. Aber auch hier sollte gesehen werden, dass man im Austausch bleibt, Gespräche und Einbindungen erfolgen und versucht wird, gemeinsam das weitere Vorgehen zu begleiten.

Zum Schluss möchte die Gelegenheit nutzen und einmal stellvertretend für sicherlich viele Menschen im Stadtteil „danke“ sagen, und zwar bei den Einrichtungen und Elterngremien von Schule, Kitas und Ganztag, die hier auch ganz unvermittelt von vielen Fragen und Reaktionen überrollt worden sind.

Wir können froh sein, dass wir in Niendorf so engagierte Eltern und Einrichtungsleitungen haben, die das in den letzten Wochen geleistet haben.

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